Offene Sommerseminare in Rottweil
Weil Kyudo nicht alles ist: Im Shu Gi Kan Kyu Dojo rundum bestens versorgt!“
Im Volksmund sagt man, wenn Gäste oder Besucher Dinge zurücklassen, kämen sie gerne wieder. Betrachtet man die beiden Heki-Sommerseminare in Rottweil kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die nächsten Seminare wieder ausgebucht sein werden. Ganze Pfeilsätze, komplette Trainingskleidung, Kissen und Handtücher fanden sich in den Räumen des Shu Gi Kan Kyu Dojo.
Aber springen wir in der Zeit zurück. Solche Seminare haben eine lange Vorlaufzeit, von der die späteren Teilnehmer nichts mitbekommen. Schon Monate zuvor beginnen die Abstimmungen mit den Verantwortlichen des DKyuB, Hotelzimmer müssen gebucht werden, das Catering wird besprochen und organisiert etc.pp.
All dies ist vergessen, wenn am ersten Seminarmorgen durch das geöffnete große Tor des Shu Gi Kan Kyu Dojo die Sonne auf den Parkettboden scheint und die Teilnehmer aus ganz Deutschland in erwartungsvoller Haltung auf den Beginn des ersten der beiden dreitägigen Seminars warten. Für etliche ist es die erste Begegnung mit einem japanischen Kyudo-Lehrer, anderen ist die Situation wohlbekannt und seit vielen Sommerseminaren vertraut. So warten sie also, stehen in kleinen Gruppen vorne am Tor in der Morgensonne und wärmen sich die Füße auf dem sonnenwarmen Boden. Manche, die einen längeren Anfahrtsweg hatten, waren bereits am Vortag angereist. Andere aus umliegenden Vereinen hatten sich erst an diesem Morgen auf den Weg gemacht. Es wird geplaudert und gelacht, die Stimmung ist gut.
Herr Sakamoto, Matsuo Senseis studentischer Assistent, nächtigte bei diesen beiden Seminaren im Dojo. Die Rottweiler Kyudoka hatten ihm ein gemütliches Lager zwischen all den anderen Dojo-Schläfern bereitet. So war er bereits mitten im Geschehen als um halb zehn Sven Zimmermann, Vertreter des DKyuB und Matsuo sensei gestärkt durch ein üppiges Hotelfrühstück das Dojo betraten. Freudige Begrüßungen kamen von allen Seiten.
Nach dem Angrüßen und dem Austausch der für das Seminar wichtigen Informationen folgte ein Yawatashi von Matsuo sensei und Herrn Sakamoto. In Mato-Gruppen eingeteilt begann danach für die Kyudoka ihre mehrtägige „Arbeit“. Matsuo sensei startete direkt mit den ersten Korrekturen der Schützen. Unterstützt von Sakamoto san spürte er die zentralen Korrekturthemen jedes Kyujin auf, so dass die drei Tage des Seminars für alle gut gefüllt waren. Unterbrochen wurde das Üben durch Fragestunden und theoretische Blöcke. Interessant zu beobachten war vor allem für die älteren Kyudoka wie sich wieder einmal ganz langsam und bedächtig ein Generationenwechsel vorbereitet. Schaut man Jahrzehnte zurück, so war es im Jahr 1987 Inagaki sensei, der Herrn Matsuo erstmals mit nach Deutschland brachte. Heute kommt dieser und andere ehemalige Studenten, die jetzt selbst schon lange Jahre als Kyudo-Lehrer tätig sind und bringen ihrerseits wieder eine neue nachwachsende Generation mit.
Was die Heki-Sommerseminare in Rottweil, von denen es in diesem Jahr wieder zwei gab, so interessant macht, ist die Tatsache, dass der ganze Tagesablauf fußläufig zu bewältigen ist. Eigentlich braucht niemand von den Teilnehmenden, soweit sie im Dojo übernachten, sich mehr als dreißig Meter im Radius von der Shai wegzubewegen: Zum Azuchi sind es bekanntermaßen achtundzwanzig Meter, der Schlafplatz, die Sanitäreinrichtungen und der Frühstücks-/ Schulungsraum liegt in der entgegengesetzten Richtung gerade mal zwölf Meter entfernt und das Restaurant für Mittag- und Abendessen befindet sich schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite. Herz, was willst Du mehr! An Kompaktheit ist das Shu Gi Kan Kyu Dojo kaum zu überbieten.
Während das erste Seminar von Dienstag bis Donnerstag stattfand, lag das zweite Seminar für manche terminlich günstiger. Samstag bis Montag beansprucht bei vielen, die im Berufsleben stehen das Urlaubstagekonto deutlich weniger. Dieses Seminar war strukturell ein Spiegelbild des ersten Seminars. Lediglich die um ein wenig höhere Teilnehmerzahl lies das Dojo deutlich voller erscheinen.
Das große Engagement von Matsuo sensei ist immer wieder erstaunlich! Mit viel Geduld und Ausdauer nahm er sich Tag für Tag den Kyujin und deren speziellen Themen an. Unterstützt von Sakamoto san waren während dieser beiden Seminare unendlich viele Fragen und „schießtechnische Knoten“ zu lösen. Danke dafür!
Dank gilt es auch den Rottweiler Kyudoka zu sagen, die im Vorfeld der Seminare das Dojo auf Hochglanz gewienert haben und während dieses einwöchigen Events hinter den Kulissen unendlich viele Kuchen gebacken haben und so nicht unwesentlich zur Wohlfühlatmosphäre beigetragen haben.
Text und Fotos: Marion Moritz