Prüfungslehrgang im Jiman Kan Kyu Dojo in Stuttgart:
Die Tropen lassen grüßen!
Text und Fotos: Marion Moritz
Es war eines der heißesten Wochenenden dieses späten Frühjahrs, das für diesen Prüfungslehrgang in Stuttgart ausgesucht worden war. Doch wer konnte im Vorfeld ahnen, in welch ungeahnte Höhen die Temperaturen an diesem Samstag und Sonntag im Stuttgarter Talkessel klettern sollten. Achtzehn Kyudoka hatten sich für diese Prüfungsvorbereitung mit anschließender Prüfung angemeldet. Das Jiman Kan Kyu Dojo und seine Crew waren bestens vorbereitet. Fünf Prüfer hatten sich im Dojo versammelt, um die angereisten Kyudoka in allen Aspekten der für Ihre neue Graduierungen erforderlichen Kenntnissen zu unterweisen. Wilhelmine Buchner, Stefan Brendel, Uwe Beutnagel-Buchner, Dirk Schaupp und Marion Moritz hatten sich ein umfangreiches Programm für diesen Samstag (18.06.2022) zurechtgelegt. Als Beisitzerin verstärkte Michaela Surke das Prüfer-Team.
Nach der Bekanntgabe der Tachi-Einteilung ging es zügig zum Vorschießen der achtzehn Kyudoka. Die Prüfer beobachteten aufmerksam, an welchem Punkt jeder der Schützen noch Bedarf an Feinschliff hatte. Zahlreiche der zu bearbeitenden Themen wurden im Laufe des Nachmittags intensiv besprochen und geübt. Begonnen wurde mit der Sichtung der Gerätschaften, anschließend die exakte Koordination von Ris Sha und Za Sha vermittelt und ausgiebig trainiert um schlussendlich auch das Thema Shitsu zu bearbeiten.
Pausen waren wichtig, denn selten war Kyudo so schweißtreibend wie an diesem Wochenende. Das Helferteam des Jiman Kan Kyu Dojo war bestens vorbereitet und die Teilnehmer konnten auf’s Leckerste ihren Kalorien- und Flüssigkeitshaushalt nachjustieren.
Der schriftliche Teil der 1. Kyu-Prüfungen wurde auf den späten Samstagnachmittag vorgezogen, so konnte die praktische Prüfung an der Shai zeitlich etwas entzerrt werden.
Der Sonntag (19.06.2022), der Prüfungstag startete früh. Vor den Kyu-Prüfungen zeigten Stefan Brendel in der Position des Ite und seine beiden Kaizoe Dirk Schaupp und Marion Moritz ein Yawatashi. Der wunderbare Fluss dieser Zeremonie war nicht nur für die drei Ausführenden ein großartiges Erlebnis, auch die in Stille verharrenden Zuschauer waren gebannt in den harmonischen Ablauf vertieft.
Nach kurzer Pause erfolgte ein Prüfungsprobedurchlauf der Tachi. Die Anspannung der Probanden war förmlich mit Händen zu greifen. Der Vormittag schritt voran und die eigentlichen Prüfungen kamen näher. Achtzehn Anwärter waren auf fünf Tachi verteilt und eines nach dem andern betrat, durch die Unterweisungen des Vortages gut gewappnet, das Dojo. Sie durchliefen die sattsam bekannte Choreographie des Prüfungs-Taihai, während das Prüfer-Team sich Notizen machte. Einige berichteten, dass ein leiser tiefer Seufzer in den Fluren des Jiman Kan Kyu Dojo zu hören gewesen wäre, als der letzte Kyudoka nach vollbrachter Prüfung des Dojo verließ.
Nun begann das bange Warten. Das Prüfer-Team zog sich zur Beratung zurück. Was hinter der verschlossenen Türe des Aufenthaltsraumes besprochen wurde? Dies bleibt das Geheimnis der Prüfer/innen. Als aber die Prüfungsteilnehmer und das Prüfer-Team sich im Dojo versammelte, konnten am Ende siebzehn frischgraduierte Kyudoka die Reise in ihre Heimat-Dojos antreten.