Enteki-Sonntag in Rottweil  25.08.2019

Teilnehmer erschließen neue  „Horizonte“!

Bericht: Marion Moritz

Als sich am späten Sonntagnachmittag die Teilnehmer des Enteki-Schießens zur Siegerehrung versammelten, waren diese nach einem langen und intensiven Trainingstag sichtlich erschöpft. Doch der Reihe nach, beginnen wir von vorne.

Am Ende des Tages noch ein Gruppenfoto zur Erinnerung.
Vorne in der Mitte der Sieger des Wettkampf Daniel Bachmann, links daneben der Drittplatzierte Fritz Klein, stehen der Dritte von rechts Bernhard Weller, der den zweiten Platz belegte.

Bild: Michael Erhard

Die Kyudoka vom Shu Gi Kan Kyu Dojo in Rottweil trafen sich schon in aller Frühe an diesem herrlichen, strahlenden Sonntag, um gemeinsam das Shajô auf dem Rugbyplatz einzurichten. Einige waren damit beschäftigt mit einem sehr langen Maßband alles auszumessen und die Mato, die Zielscheiben in der korrekten Entfernung aufzubauen. Andere bauten einen großen Pavillon als Sonnenschutz und Ruhebereich für die Schützen auf. Ab 9 Uhr trafen die Teilnehmer ein. Sie nahmen weite Anfahrtswege in Kauf, um erste Erfahrungen im Enteki-Schießen zu sammeln. Die 60-Meter Entfernung war für alle Teilnehmer eine neue Erfahrung. Nur Marion Moritz, die dieses Schießen anleitete und die Schützen in diese Technik einführte, verfügte über Erfahrung mit dieser Technik. So war an diesem Tag nicht Individualkorrekturen das Thema, sondern einzig und allein das Vermitteln der speziellen Anforderungen, um diese Distanz zu meistern und den Pfeil sicher in der Zielscheibe zu platzieren.

Die meisten der Teilnehmer standen barfuß auf dem noch angenehm kühlen und kurzgeschorenen Rasen, als die Veranstaltung um 10 Uhr startete. Die Zeit vor der Mittagspause flog, im wahrsten Sinne des Wortes, mit Einweisung, Erklärung und ersten eigenen Versuchen nur so dahin. Marion Moritz betreute die Schützen, ging von einem zum anderen und gab Tipps über das richtige Setzen der Füße, die korrekte Neigung des Oberkörpers und das Finden des Zielpunktes. Nach und nach zentrierte sich die Streuung und mehr und mehr Pfeile fanden sich im Mato. Pausen waren an diesem heißen Tag besonders wichtig. Trinken, trinken, trinken und zwischen den einzelnen Pfeilen immer wieder den Schatten suchen. Die Rottweiler Kyudoka hatten sich bestens vorbereitet. Zur Mittagspause gab es eine gut gewürzte asiatische Gemüsesuppe, die die Bogenschützen wieder auf die Beine stellte. Eine reichliche Auswahl an Kuchen nebst Kaffee und kühlen Getränken rundete das Catering ab. Die Sonne stieg höher und stand bereits im Zenit als die Kyudoka wieder auf den Schießplatz zurückkehrten. Der Spaß und die Freude der Teilnehmer war an diesem Tag spür- und sichtbar. So begann der Nachmittag mit 12 Pfeilen freies Training, das ausgiebig genutzt wurden, die Form zu verbessern. An Zuschauern mangelte es an diesem Tag nicht. Umgeben von Freibad und Kletterhalle schauten viele Passanten den Kyudoka quasi „über die Schultern“. Auch Edgar Weinmann, einer der Gründerväter des Budo-Zentrums, schaute lange und intensiv zu wie sich das Kyudo in Rottweil entwickelt hat.

Um den Spannungsbogen hoch zu halten, hatte Marion Moritz gegen 15 Uhr für die Teilnehmer noch eine Überraschung vorbereitet. Das an diesem Tag Gelernte wurde in einem Wettkampf praktisch umgesetzt. Kyudo bedeutet auch in besonderen Situationen unter Druck einen guten Schuss abliefern zu können. Jetzt war für die Teilnehmer Gelegenheit zu zeigen wie ruhig und gelassen sie sich einer solchen Situation stellen können. Die Startreihenfolge wurde ausgelost und und die Teilnehmer schritten zur Shai. Vier Runden mit je 2 Pfeilen wurden. Schnell kristallisierten sich nach den ersten vier Pfeilen aus dem Teilnehmerfeld drei Favoriten heraus. Noch war das Ende offen, noch hätten andere Schützen die Möglichkeit gehabt bei den nächsten vier Pfeilen aufzuschließen oder gar am Favoriten vorbeizuziehen. Beinahe wäre dieser Coup Bernhard Weller vom Budo-Zentrum geglückt. Ihm gelang es den führenden Daniel Bachmann aus Heidelberg noch abzufangen und ein Stechen herauszuschießen. Fritz Klein, der ebenfalls Nervenstärke bewiesen hatte, belegte für das Kyudojo Stuttgart einen hervorragenden 3. Platz. Daniel Bachmann und Bernhard Weller mussten, da sie die gleiche Trefferzahl hatten, ins Stechen gehen. Der Fairness halber wurde auch hier die Reihenfolge ausgelost. Jeder durfte einen Pfeil über die 60 Meter-Distanz schicken, beide behielten die Nerven: Atari – Treffer! Also nochmal. Alles auf Anfang! Ein zweites Stechen war nötig. Dieses Mal war Daniel Bachmann der Nervenstärkere. Souverän traf er die Scheibe und holte sich den Sieg. Bernhard Weller konnte den Wettkampf mit einem hervorragenden 2. Platz abschließen.
Als Marion Moritz während der Siegerehrung in die Gesichter der Teilnehmer schaute, war ihr klar, das dieser wunderbare Enteki-Sonntag etwas früher enden sollte, als geplant. Platt, aber glücklich und zufrieden steckten die Teilnehmer ihre Pfeile in die Köcher und spannten ihre Bögen ab.

Ein Fazit dieses Tages stand fest: Das „Enteki-Feuer“ wurde bei allen Kyudoka entzündet.